Die bargeldlose Bezahlung gewinnt nicht zuletzt seit der Corona-Pandemie zunehmend an Bedeutung und spielt mittlerweile auch in der Parkraumbewirtschaftung eine wichtige Rolle. Wie funktioniert diese Zahlmethode und welche Vorteile bietet sie?
Jenseits des Bargelds eröffnet sich gerade die neue Welt des bargeldlosen Bezahlens: In den Niederlanden, Japan und den USA hat es sich schon etabliert, in Deutschland fängt es gerade erst an: bargeldlose Bezahlung hat in der Corona-Pandemie an Fahrt aufgenommen und wird immer beliebter. Auch für Parkraumbetreiber ist dies eine Entwicklung, auf die reagiert werden muss. In der Pandemie probierten mehr als 20 Prozent der Befragten das erste Mal kontaktloses Bezahlen aus. Laut einer Erhebung der Bundesbank ist das beliebteste Zahlungsmittel hierbei eine kontaktlose Giro- oder Kreditkarte.
Erfahren Sie mehr über die Funktionsweise der Zahlungsmethoden und deren Vorteile, um gut informiert entscheiden zu können, welche Möglichkeiten Sie Ihren Kunden anbieten sollten.
Grundsätzlich wird zwischen drei verschiedenen Bezahlungsarten ohne Bargeld unterschieden:
Bargeldlos bezahlen
Bargeldloses Bezahlen bedeutet, dass beim Bezahlvorgang kein Bargeld im Spiel ist. Dies beinhaltet kontaktloses Bezahlen, mobiles Bezahlen, Bezahlen mittels QR-Code und andere Formen der Bezahlung.
Kontaktlos bezahlen
Kontaktloses Bezahlen beschreibt eine Möglichkeit des bargeldlosen Zahlens, in der prinzipiell kein Kontakt zwischen Bezahlmittel und Terminal benötigt wird. Oft wird hier als Technologie NFC eingesetzt, aber auch der Einsatz von QR-Codes ist möglich. Beispiele für kontaktloses Bezahlen sind die kontaktlose Kartenzahlung und die Zahlung mit dem Smartphone oder der Smartwatch.
Mobil bezahlen
Mobiles Zahlen ist eine Bezahlmethode, die ebenfalls mit dem Smartphone (oder der Smartwatch) durchgeführt wird. Sie ist eine Unterart des kontaktlosen Bezahlens. Hier kann ebenfalls die NFC-Technologie benutzt werden, genauso wie QR-Codes oder die Bezahlung in Apps.
Die Möglichkeiten bargeldlos zu bezahlen sind vielfältig und sind vor allem durch die Entwicklung von 5G sowie der NFC-Technologie geprägt. Nachfolgend werden die Funktionsweisen, Besonderheiten und die damit verbundenen Vorteile der verschiedenen Bezahlmöglichkeiten beleuchtet.
Eine große Rolle in den bargeldlosen und vor allem den kontaktlosen Arten der Bezahlung spielt NFC. NFC steht für “near-field-communication” und ist ein internationaler Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten über kurze Distanz via Funk. Dazu ist ein Chip in einer Karte oder in einem Smartphone auf der einen Seite und eine unsichtbare Funkantenne auf der anderen Seite nötig. Die zwei Kommunikatoren, also der Chip und die Antenne, müssen bei dem Bezahlvorgang sehr nah beieinander sein, da die Kommunikation nur bis auf maximal vier Zentimeter Entfernung funktioniert.
Wird beispielsweise eine Karte mit NFC-Funktion an einem Bezahlterminal an das NFC-Symbol gehalten, kommunizieren die Karte und der Terminal mithilfe der NFC-Technik miteinander. Dabei werden die Kartennummer, das Gültigkeitsdatum und der zu zahlende Betrag innerhalb weniger Sekunden ausgetauscht. Ist dieser Vorgang abgeschlossen und erfolgreich, wird dies am Bezahlterminal angezeigt und der Bezahlvorgang ist abgeschlossen. Die NFC-Funktion ist mit vier kleinen weißen Funkwellen gekennzeichnet. Diese findet man sowohl an Bezahlterminals als auch an Giro- oder Kreditkarten.
Dank einer Vielzahl an Sicherheitsmechanismen sind Zahlungen mit NFC ebenso sicher wie Zahlungen am Terminal bei denen die Karte eingesteckt wird.
Die herkömmliche Girocard kann sowohl für bargeldloses Bezahlen als auch für kontaktloses Bezahlen verwendet werden. Der kontaktlose Bezahlvorgang wird dann mithilfe der vorher erläuterten NFC-Technologie durchgeführt. Ob eine Girocard zum Bezahlen mittels NFC verwendet werden kann, sieht man an dem kleinen weißen Funksymbol. Ohne PIN kann man dann bis zu 50 € kontaktlos bezahlen, bei höheren Beträgen wird der PIN benötigt. Generell kann bis zum Kartenlimit kontaktlos bezahlt werden. Der bezahlte Betrag wird dann, wie mit einer normalen Kartenzahlung mit Einstecken, vom Girokonto abgebucht.
Ebenso wie die Girocard kann auch die Kreditkarte eingesteckt oder kontaktlos mittels NFC benutzt werden. Die Kreditkarte muss für das kontaktlose Bezahlen ebenfalls eine NFC-Funktion haben, die auch hier durch das weiße Funksymbol gekennzeichnet ist. NFC ist bei Mastercard und Visa über Paypass oder Paywave integriert. Genau wie bei der Girocard ist eine kontaktlose Bezahlung ohne PIN-Abfrage bis zu 50 € möglich und wird vom Referenzkonto abgebucht. Wenn mehrmals hintereinander kontaktlos ohne PIN bezahlt wird, wird zur Sicherheit meist nach der fünften kontaktlosen Zahlung der PIN abgefragt, unabhängig von dem zu zahlenden Betrag. Die Anzahl der zuvor durchgeführten Zahlungen wird von jeder Bank einzeln festgelegt. Ein PIN kann auch nach einer kontaktlos bezahlten Summe von über 150 € abgefragt werden.
Auch über Smartphones ist ein bargeldloses, kontaktloses Bezahlen möglich. Ebenso wie in Giro- oder Kreditkarten ist in Smartphones heutzutage ein NFC-Chip integriert, der mit den Bezahlterminals kommunizieren kann.
Zusätzlich braucht man zum Bezahlen mit dem Smartphone via NFC eine App, auf der die Karte virtuell hinterlegt wird, wie Apple Pay auf iPhones und Google Pay oder Samsung Pay auf Android Geräten. In der jeweiligen App wird das Kreditkartenkonto oder das Paypal-Konto verknüpft. Um diese Apps überhaupt nutzen zu können, ist eine Kooperation zwischen dem App-Betreiber und der jeweiligen Bank Voraussetzung. Wenn also die Karte oder das Paypal-Konto in die jeweilige App geladen wurde, sieht der Zahlvorgang folgendermaßen aus:
Die Zahlung wird am Terminal autorisiert und vom entsprechenden verknüpften Konto abgebucht. Alternativ zu den Angeboten von Google, Apple. Samsung und Co. kann man auch mittels Kundenapps wie der App “Mobiles Bezahlen” der Sparkasse oder “Digitales Bezahlen” der Sparda Bank über das Handy bezahlen, in dem man ebenso eine Giro- oder Kreditkarte hinterlegt. Im Rahmen von Kundenbindungsprogrammen bieten außerdem eine Vielzahl von Handelsunternehmen Kundenapps mit der Möglichkeit der In-App-Bezahlung an. Diese kommt ohne NFC-Funktion aus. Ein Vorteil davon ist, dass das Kaufverhalten und die damit verbundenen Kundendaten gesammelt werden können, um die Kunden analysieren und stärker an das Unternehmen zu binden.
Sehr ähnlich wie die Smartphone-Bezahlung funktioniert die Bezahlung mit einer Smartwatch. Diese müssen auch mit einer NFC-Funktion ausgestattet sein. Beispiele für Smartwatches mit NFC-Funktion sind Apple Watches mit Apple Pay, Samsung Watches mit Samsung oder Google Pay, Garmin mit Garmin Pay, Swatch mit Swatch Pay und Fitbit mit Fitbit Pay. Die zu verwendende Karte wird ebenso in eine App geladen. Für den Zahlvorgang muss dann nur die Smartwatch entsperrt, die App geöffnet und an den Terminal gehalten werden.
Der Begriff QR-Code steht für “Quick response code” und kann ebenfalls für Zahlungen genutzt werden. Dem Code ist es möglich viele Daten zu speichern und gilt als sicherer als Barcodes, da die Informationen verschlüsselt werden. Der Code auf einem Ausdruck oder Bildschirm wird dazu von einer Handy-Kamera oder einem Barcode-Scanner gescannt, dekodiert und in eine Zeichenkette transformiert. Diese Kette kann dann verschiedene Befehle auslösen, so auch Zahlungsanweisungen geben. Es gibt verschiedene Arten, wie mithilfe von QR-Codes auf dem Smartphone Zahlungen abgewickelt werden können.
Die für Parkraumbetreiber relevanteste Methode ist diese: Der Code wird auf einer Rechnung oder dem Bildschirm an einer Kasse von einer App, die QR-Code Zahlungen unterstützt, wie zum Beispiel Apps von Banken, gescannt werden. Möglicherweise muss der Preis muss noch bestätigt werden, um die Zahlung abzuschließen.
In einer weiteren Methode kann der persönlicher, einzigartiger QR-Code, der in einer Zahlungs- oder Unternehmens-App existiert, gescannt werden. In der App sind die Konto- oder Kartendaten hinterlegt und an der Kasse wird mithilfe des Strichcode-Scanners der QR-Code gescannt. Dieser Code kann allerdings auch von anderen Personen mit deren Smartphone gescannt werden.
Diese Zahlungsarten werden im Parkraummanagement prominenter und beliebter. Vermehrt muss sich darüber Gedanken gemacht werden, ob und welche Zahlungsarten man als Betreiber unterstützen will. Dafür ist wichtig, sich über die Vorteile von bargeldlosen Bezahlarten für die Unternehmen selbst und Kunden Gedanken zu machen. Auf diese Weise können die Zahlungsoptionen angeboten werden, welche sowohl das Geschäftsmodell des Betreibers unterstützen als auch die Bedürfnisse der Parker optimal befriedigen. Hier wird eine Auswahl an Vorteilen des bargeldlosen Bezahlens gegeben.
Auch wenn Bargeld mit 60 Prozent des Transaktionsanteils immer noch das meistgenutzte Zahlungsmittel ist, ist seit der Corona-Pandemie ein Wandel hin zum bargeldlosem Bezahlen zu beobachten. Die Anzahl der bargeldlosen Transaktionen nahm von 2010 bis 2020 um 51 Prozent zu. Änderungen im Kauf- und Zahlungsverhalten führen seitens der Verbraucher zu dem Wunsch kontaktlos bezahlen zu können.
Dennoch ist Deutschland noch nicht so weit, Services nur bargeldlos anzubieten, da dies viele potenzielle Kunden, wie beispielsweise ältere Personen, ausgeschlossen werden. Die Betreiber von Parkplätzen müssen in der langfristigen Planung auf diese vielfältigen Möglichkeiten zur Bezahlung eingehen und ihr Wissen über ihre Kundschaft einbeziehen und eine Auswahl an verschiedenen Bezahlmethoden anbieten. Denn eine Beschränkung auf ein oder zwei Bezahloptionen verhindert Wachstum, insbesondere wenn die angebotenen Optionen nicht an neue Entwicklungen anpassbar sind.
Zusätzlich müssen sich auch Gedanken zu Kooperationen mit Parkapps wie PaybyPhone, easyPark, ParkNow, Parkster oder Handyparken gemacht werden. Die Abdeckung von verschiedenen Zahlmöglichkeiten sowie Kooperationen spricht so möglichst viele Kunden an, erhöht den Komfort und damit die Zufriedenheit der Kunden und die Attraktivität des Park-Angebots.
Ebenso sollen neue Entwicklungen und Innovationen im Auge behalten werden, um einerseits entsprechend das Angebot anzupassen und andererseits die Bezahlmöglichkeiten abzustimmen. Ein Beispiel sind Elektro-Fahrzeuge und die damit aufkommenden Parkherausforderungen wie die Lade- und Batterieinfrastruktur und -nutzung sowie die Zahlung davon. Ein weiteres Beispiel sind vernetzte Fahrzeuge: ein digitales Konto ist mit dem Fahrzeug verbunden, das durch das Nummernschild oder Gesichtserkennung identifiziert wird und die Bezahlung automatisch abbucht. Dadurch werden die viel genutzten Kiosks nicht mehr benötigt. Denkbar ist eine Zukunft, in der nur über eine gesammelte App, Gesichtserkennung oder Nummernschilderkennung gezahlt wird. Durch solche und andere Innovationen ändern sich Zahlungsmethoden kontinuierlich.
Bargeld ist immer noch wichtig in Deutschland, bargeldlose und kontaktlose Bezahlungsmethoden steigen jedoch jedes Jahr kontinuierlich. Parkbetreiber müssen sich auf den derzeitigen Wandeln einstellen und auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen. Dies bedeutet, dass zusätzlich zur Zahlung mit Bargeld auch bargeldlose, kontaktlose und mobile Zahlungsmethoden angeboten werden sollten.
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